Andachten
Wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten. (1. Kor 1,23)
Liebe Brüder und Schwestern,
„Wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten!“ Dies schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth und macht damit klar, was Zentrum christlicher Verkündigung und Aufgabe der Kirche durch alle Zeiten sein muss: Jesus Christus und das Evangelium, das sich in und durch seine Person erfüllt. Die Kirche stand und steht zu allen Zeiten in der Gefahr, sich an andere Mächte, Ideen, Anschauungen oder auch an Staatsformen zu klammern.
Woran liegt das?
Ich kann es mir nur mit mangelnder Glaubenskraft erklären. In den Zeiten, in denen Jesus Christus nicht mehr „genügt“, hat sich Kirche und das sog. Christentum immer versündigt und zu großem Schaden in der Welt und unter den Menschen beigetragen.
Immer wieder gab es aber auch aufrechte und gläubige Christen, die ihr Handeln, Verkündigen und Reden an Jesus Christus und dem Wort Gottes orientierten. Vor 90 Jahren, am 31. Mai 1934, wurde die Barmer Theologische Erklärung verabschiedet.
Was war geschehen?
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gab es auch im Raum der Kirche viele Christen und Amtsträger, die mit der Ideologie des Nationalsozialismus sympathisierten. Sie nannten sich „Deutsche Christen“. Neben den christlichen Werte- und Glaubensnormen, mit denen diese Gruppierung vorspiegeln wollte, dass sie weiterhin auf dem Boden des christlichen Glaubens stünde, übernahmen die „Deutschen Christen“ unverhohlen die NS-Ideologie. Diese hatte das Übergewicht. Erkennbar wird dies daran, dass neben der Bibel weitere Offenbarungsquellen wichtig wurden: „Wir sehen in Rasse, Volkstum und Nation uns von Gott geschenkte und anvertraute Lebensordnungen, für deren Erhaltung zu sorgen uns Gottes Gesetz ist.“ (Zitat aus den Richtlinien der Glaubensbewegung Deutsche Christen vom 26. Mai 1932). Als 1933 Hitler die Macht übernahm, wurde dies als „große Wende“ bejubelt, durch welche Gott zum eigenen Volk gesprochen habe. Auch wenn das NS-Regime zunächst wenig Interesse an der Kirche zeigte, so wurden die „Deutschen Christen“ gern als Organ genutzt, um die Kirche „gleichzuschalten“.
Gegen die Vereinnahmung der Kirche und des christlichen Glaubens regte sich massiver Widerstand innerhalb der Pfarrerschaft und der Gemeinden. Es kam zur Gründung der „Bekennenden Kirche“ und zu einem Kirchenkampf innerhalb der Evangelischen Kirchen in Deutschland.
In Barmen, einem Stadtteil von Wuppertal, wurden Thesen formuliert, die ganz deutlich machen: Als Christen haben wir nur Jesus Christus zu verkündigen, er ist das Wort Gottes, die Offenbarung Gottes für uns Menschen. So lautet die erste These der Barmer Theologischen Erklärung:
Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.
Weiter wird formuliert: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.“ Diese erste Barmer These ist der denkbar schärfste Widerspruch zur Theologie und Anschauung der Deutschen Christen.
Nach 90 Jahren haben die Thesen aus Barmen nichts von ihrer Aktualität verloren. Auch heute steht die Kirche in der Gefahr, sich willfährig politischen Strömungen anzuhängen. Als bekennende Christen bleiben wir aber dem treu, der Anfänger und Vollender des Glaubens ist, Jesus Christus (Hebr. 12,2). Ihn, den Gekreuzigten, predigen wir, „sei es zur Zeit oder zur Unzeit“ (2. Tim. 4,2).
Ihr Pfarrer Thomas Schädlich, Gaußig
„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“
Lk 21, 28
Liebe Geschwister in Christus,
was braut sich da zusammen? Mit diesem Gefühl der Unsicherheit, das hinter dieser Frage steckt, scheinen aktuell viele
Menschen beschäftigt zu sein. Was geschieht in unserem Land und in der ganzen Welt? Welche Schrecken kommen im neuen Jahr auf
uns zu, die wir jetzt noch gar nicht abschätzen können? Die Erwartungen dieser Tage sind in den seltensten Fällen
positiv. Lange Jahre, sogar Jahrzehnte, konnten wir immer auf eine Besserung hoffen – und jetzt? Eine graue, dunkle Zukunft?
Auch Jesus spricht im Evangelium für den 2ten Advent, aus dem unser Bibelwort stammt, von schweren Zeiten am Ende der Tage. „Die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen.“ Das Wort Gottes ist so ehrlich, so realistisch, denn es ist Wahrheit. Jesus sagt uns diese Worte nicht, damit wir uns ängstlich verkriechen oder umkommen vor Furcht. Er sagt uns dieses Wort, damit wir uns bewusst werden: So ist es in der Welt, so ist es bei vielen Menschen. Es gibt Wehen, die schmerzen. Es wird irgendwann auch den Zeitpunkt des Gerichtes und des Endes dieser Welt geben. Vielleicht haben wir uns in den letzten Jahren zu sehr an den irdischen Wohlstand gewöhnt. Wohlstand war aber in der Geschichte nie von Dauer. Auch wenn wir das immer wussten, irdisch wird es kein Paradies geben, sondern nur durch die Erlösung und Verwandlung durch Jesus, den Christus. Werden wir jetzt also vergehen vor Furcht?
Für euch, die ihr dem Wort Gottes folgt und euch nach der Wiederkunft Jesu sehnt, wird es anders sein: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“, sagt Jesus in diesem Zusammenhang.
Für Christen gilt, dass sie den Blick lösen von den Schrecken, dem „Brausen und Wogen des Meeres“. Es ist wichtiger auf das zu schauen, was uns das Wort Gottes deutlich vor Augen hält. Die Zukunft ist nicht grau oder dunkel, zumindest nicht für die Menschen, die ihren Blick auf Jesus Christus richten. Wir sind gewiss, dass dieser Jesus wiederkommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten. Dabei ist das Gericht nichts, was uns in Angst und Schrecken verfallen lässt, sondern wir hoffen darauf: Jesus wird uns zurechtbringen, ausrichten, aufrichten und die Fesseln der Sünden zerschlagen, die uns in eine innere Verkrümmung zwingen. Deshalb erheben wir unser Haupt, so schwer es manchmal sein mag. Dann werden wir ihn sehen, den Erlöser, den Heiland, der Klarheit, Wahrheit, Licht und Leben ist. Diese Erlösung gilt nicht nur für uns persönlich, sondern für die gesamte Schöpfung, die jetzt mit uns nach Erlösung seufzt. Christus kommt und lässt der Sünde keine Existenz. Er kommt mit seiner Macht, die dem Tod keine Chance gibt. Er richtet seine Herrschaft auf, die den Feinden Gottes keine Wirklichkeit mehr lässt.
Was auch immer sich aktuell zusammenbraut. Wir blicken auf Jesus und beten: „O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom
Himmel lauf, reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für. O klare Sonn, du
schöner Stern, dich wollten wir anschauen gern; o Sonn, geh auf, ohn‘ deinen Schein in Finsternis wir alle sein.“ (EG 7, 1+5)
AMEN
Pfarrer Thomas Schädlich, Gaußig